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Die diesjährige Apfelernte war reichhaltig. Neben zwei Premium-iPhones haben wir auch ein „günstiges“ iPhone XR erhalten, das eine Art Einstiegsmodell in das Apple-Ökosystem darstellt. So sollte er sein. Allerdings reicht die Hardware-Ausstattung in vielerlei Hinsicht nicht an die Premium-iPhone-XS-Serie heran, die rund ein Viertel teurer ist. Man würde sagen, dass das iPhone XR das Modell mit dem besten Preis-Leistungs-Verhältnis ist, das man dieses Jahr bei Apple kaufen kann. Aber ist das tatsächlich so? Genau diese Frage werden wir in den folgenden Zeilen versuchen zu beantworten.

Baleni

Wenn Sie erwartet haben, dass Apple den diesjährigen iPhones neues Zubehör beilegt, müssen wir Sie enttäuschen. Es geschah genau das Gegenteil. Das Ladegerät und das Lightning-/USB-A-Kabel sind weiterhin im Lieferumfang enthalten, allerdings ist der 3,5-mm-Klinken-/Lightning-Adapter verschwunden, über den sich klassische kabelgebundene Kopfhörer bequem an die neuen iPhones anschließen ließen. Wenn Sie also deren Anhänger sind, müssen Sie den Adapter für weniger als 300 Kronen separat kaufen oder sich an EarPods mit Lightning-Anschluss gewöhnen.

Neben dem Zubehör finden Sie in der Box auch jede Menge Anleitungen, eine Nadel zum Auswerfen des SIM-Kartenslots oder zwei Aufkleber mit dem Apple-Logo. Aber auch bei diesen sollten wir einen Moment innehalten. Meiner Meinung nach ist es etwas schade, dass Apple nicht mit den Farben gespielt und sie den iPhone-XR-Farbtönen angepasst hat. Klar, das ist ein totales Detail. Andererseits haben die neuen MacBook Airs auch Aufkleber in ihrer Farbe, warum also nicht auch das iPhone XR? Apples Liebe zum Detail zeigte sich in dieser Hinsicht einfach nicht.

Design 

Optisch ist das iPhone XR auf jeden Fall ein tolles Handy, für das man sich nicht schämen muss. Dazu passen einfach die Frontplatte ohne Home Button, die glänzende Glasrückseite mit Logo oder die sehr clean wirkenden Aluminiumseiten. Wenn man es jedoch neben das iPhone X oder XS stellt, kommt man nicht umhin, sich minderwertig zu fühlen. Aluminium sieht nicht so hochwertig aus wie Stahl und vermittelt in Kombination mit Glas nicht den luxuriösen Eindruck, den wir vom iPhone XS gewohnt sind.

Ein Dorn im Auge kann manchen Nutzern auch die relativ prominente Kameralinse auf der Rückseite des Telefons sein, die es unmöglich macht, das Telefon ohne lästiges Wackeln ohne Cover auf den Tisch zu legen. Andererseits glaube ich, dass die überwiegende Mehrheit der Besitzer dieses iPhones das Cover weiterhin verwenden wird und daher Probleme in Form von Wackeln praktisch nicht lösen wird.

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Ein sehr interessantes Element, das Ihnen beim Betrachten des iPhones nach einigen Sekunden auf jeden Fall auffallen wird, ist der verschobene SIM-Kartensteckplatz. Es liegt nicht etwa in der Mitte des Rahmens, wie wir es gewohnt sind, sondern eher im unteren Teil. Diese Modifikation beeinträchtigt jedoch nicht den Gesamteindruck des Telefons.

Lob verdient hingegen die Unterseite mit Löchern für die Lautsprecher. Das iPhone XR ist das einzige der drei in diesem Jahr vorgestellten iPhones, das mit seiner Symmetrie prahlt, bei der man auf beiden Seiten die gleiche Anzahl an Löchern findet. Beim iPhone XS und XS Max konnte sich Apple diesen Luxus aufgrund der Antennenimplementierung nicht leisten. Obwohl dies ein kleines Detail ist, wird es das Auge des wählerischen Essers erfreuen.

Wir sollten auch die Abmessungen des Telefons nicht vergessen. Da wir ein 6,1-Zoll-Modell haben, ist es ziemlich schwierig, es mit einer Hand zu bedienen. Mit anderen Worten: Einfache Handgriffe lassen sich problemlos mit einer Hand durchführen, bei komplexeren Handgriffen ist die andere Hand jedoch nicht mehr wegzudenken. Von den Abmessungen her ist das Telefon tatsächlich sehr angenehm und fühlt sich relativ leicht an. Es liegt trotz des Aluminiumrahmens sehr gut in der Hand, allerdings lässt sich das ungute Gefühl durch das rutschige Aluminium hier und da nicht vermeiden.

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Der Bildschirm des neuen iPhone XR löste bei Apple-Fans große Diskussionen aus, die sich vor allem um seine Auflösung drehten. Eine Gruppe von Apfelliebhabern behauptete, dass 1791 x 828 Pixel auf einem 6,1-Zoll-Bildschirm sehr wenig seien und 326 Pixel pro Zoll auf dem Display sichtbar seien, doch die andere Gruppe wies diese Behauptung entschieden zurück und meinte, dass es keinen Grund zur Sorge gäbe. Ich gebe zu, dass sogar ich mir beim ersten Start des Telefons Sorgen gemacht habe, wie sich das Display auf mich auswirken würde. Es stellte sich jedoch heraus, dass sie leer waren. Nun ja, zumindest teilweise.

Der größte Schrecken am neuen iPhone XR ist für mich nicht das Display, sondern die Rahmen darum herum. Ich habe die weiße Variante in die Hände bekommen, bei der die relativ breiten schwarzen Rahmen um das Liquid-Retina-Display wie ein Schlag ins Auge wirken. Ihre Breite ist nicht nur deutlich größer als beim iPhone XS, auch ältere iPhones mit klassischem Rahmendesign können sich mit einem schmaleren Rahmen an den Seiten rühmen. In dieser Hinsicht hat mich das iPhone XR nicht sonderlich begeistert, obwohl ich zugeben muss, dass einem die Rahmen nach ein paar Stunden Nutzung nicht mehr auffallen und man kein Problem damit hat.

Was mein iPhone XR im Rahmen verloren hat, hat es im Display selbst gewonnen. Meiner Meinung nach ist er in einem Wort perfekt. Sicherlich kann es in einigen Aspekten nicht ganz mit OLED-Displays mithalten, aber trotzdem rangiere ich es nur ein paar Stufen darunter. Die Farbwiedergabe ist sehr schön und recht lebendig, das Weiß ist im Gegensatz zu OLED wirklich strahlend weiß und selbst Schwarz, mit dem Displays dieser Art ein Problem haben, sieht überhaupt nicht schlecht aus. Tatsächlich habe ich keine Angst zu sagen, dass das Schwarz des iPhone XR das beste Schwarz ist, das ich je auf einem iPhone außerhalb der OLED-Modelle gesehen habe. Auch die maximale Helligkeit und die Betrachtungswinkel sind perfekt. Sie müssen sich also definitiv keine Sorgen um das Display machen. Es ist wirklich das, was Apple versprochen hat – perfekt.

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Das neue Display mit Aussparung für Face ID, das übrigens sehr schnell und zuverlässig ist, bringt gewisse Einschränkungen mit sich, insbesondere in Form von nicht angepassten Anwendungen. Viele Entwickler haben noch nicht mit ihren Anwendungen für das iPhone XR gespielt, daher wird man bei vielen von ihnen den schwarzen Balken am unteren und oberen Rand des Rahmens „genießen“. Glücklicherweise kommt das Update jedoch jeden Tag, sodass auch dieses Ärgernis schnell vergessen ist.

Ein weiterer Nachteil ist das Fehlen von 3D Touch, das durch Haptic Touch ersetzt wurde. Man kann es ganz einfach als Software-Alternative zu 3D Touch beschreiben, die auf dem Prinzip basiert, eine bestimmte Stelle auf dem Display länger anzuhalten, wodurch eine der Funktionen ausgelöst wird. Leider ersetzt Haptic Touch 3D Touch bei weitem nicht und wird es wahrscheinlich nicht einmal an einem Freitag ersetzen. Die darüber aufrufbaren Funktionen sind noch relativ wenige und zudem dauert der Start lange. Das heißt, der Aufruf einer Funktion per Haptic Touch ist nicht mit einem schnellen Druck auf das Display bei 3D Touch zu vergleichen. Allerdings hat Apple versprochen, deutlich an Haptic Touch zu arbeiten und es so weit wie möglich zu verbessern. Es kann also vorkommen, dass Haptic Touch irgendwann 3D Touch größtenteils ersetzt.

Kamera

Apple gebührt große Anerkennung für die Kamera. Er hat beschlossen, fast nichts daran zu sparen, und obwohl wir beim iPhone XR keine zwei Objektive finden werden, muss er sich für nichts schämen. Die Kamera bietet eine Auflösung von 12 MPx, eine Blende von f/1,8, eine Pixelgröße von 1,4 µm und optische Stabilisierung. Softwareseitig hilft dabei auch eine Neuheit in Form von Smart HDR, das aus mehreren gleichzeitig aufgenommenen Bildern die besten Elemente auswählt und diese dann zu einem perfekten Foto zusammenfügt.

Und wie fotografiert das iPhone XR in der Praxis? Wirklich perfekt. Die klassischen Fotos, die Sie durch das Objektiv aufnehmen können, sehen wirklich gut aus und qualitativ passen alle Apple-Telefone außer dem iPhone XS und XS Max in Ihre Tasche. Besonders bei Fotos, die bei schlechten Lichtverhältnissen aufgenommen wurden, werden Sie einen großen Unterschied spüren. Während man mit anderen iPhones nur Bilder in stockfinsterer Dunkelheit machen würde, ist man mit dem iPhone XR in der Lage, ein respektables Foto einzufangen.

Fotos unter Kunstlicht:

Fotos bei schlechterem Licht/Dunkelheit:

Fotos bei Tageslicht:

Das Fehlen eines zweiten Objektivs bringt einen Nachteil in Form eines eingeschränkten Porträtmodus mit sich. Das iPhone XR schafft es zwar, aber leider nur in Form von Menschen. Wenn Sie sich also dazu entschließen, ein Haustier oder einen gewöhnlichen Gegenstand einzufangen, haben Sie Pech. Im Porträtmodus lässt sich der unscharfe Hintergrund hinter ihm nicht zaubern.

Aber auch der Porträtmodus ist nicht perfekt für Menschen. Von Zeit zu Zeit kommt es vor, dass die Kamerasoftware ausfällt und der Hintergrund hinter der fotografierten Person stark unscharf wird. Obwohl es sich meist um kleinere Orte handelt, die vielen Menschen gar nicht auffallen, können sie den Gesamteindruck des Fotos beeinträchtigen. Trotzdem denke ich, dass Apple für den Porträtmodus auf dem iPhone XR Lob verdient. Es ist auf jeden Fall brauchbar.

Jedes Foto wird in einem anderen Porträtmodus aufgenommen. Die Unterschiede sind jedoch minimal: 

Ausdauer und Aufladung

Obwohl die Zeiten, in denen wir unsere Telefone einmal pro Woche aufgeladen haben, längst vorbei sind, können Sie sich mit dem iPhone XR zumindest teilweise daran erinnern. Das Telefon ist ein echter „Halter“ und man wird es nicht einfach umhauen. Während der sehr aktiven Nutzung, zu der in meinem Fall etwa anderthalb Stunden klassische und FaceTime-Anrufe, das Verarbeiten von etwa 15 E-Mails, das Beantworten Dutzender Nachrichten auf iMessage und Messenger, das Surfen in Safari oder das Überprüfen von Instagram und Facebook gehörten, ging ich schlafen am Abend mit ca. 15 %. Als ich dann am Wochenende versuchte, das Telefon in einem leiseren Modus zu testen, hielt es vom Aufladen am Freitagabend bis zum Sonntagabend durch. Natürlich habe ich in dieser Zeit auch Instagram oder Messenger gecheckt und mich um Kleinigkeiten gekümmert. Trotzdem hatte er kein Problem damit, zwei Tage lang durchzuhalten.

Allerdings ist die Akkulaufzeit eine sehr individuelle Angelegenheit und hängt vor allem davon ab, wie man das Telefon nutzt, daher möchte ich nicht auf eine ausführlichere Bewertung eingehen. Ich kann jedoch mit Sicherheit sagen, dass es bei Ihnen problemlos einen Tag durchhält.

Anschließend können Sie die Neuheit mit einem normalen Adapter in etwa 3 Stunden von 0 % auf 100 % aufladen. Mit einem Schnellladegerät, das Ihr iPhone in 0 Minuten von 50 % auf 30 % auflädt, können Sie diese Zeit deutlich verkürzen. Bedenken Sie jedoch, dass diese Art des Ladens nicht sehr gut für den Akku ist und es daher nicht sinnvoll ist, ihn ständig zu verwenden. Dies gilt umso mehr, wenn die überwiegende Mehrheit von uns ihre Telefone über Nacht auflädt und es keine Rolle spielt, ob das iPhone um 100 Uhr morgens oder um 3 Uhr morgens 5 % Akku hat. Wichtig ist, dass es immer in dem Moment aufgeladen ist, in dem wir es bekommen aus dem Bett.

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Urteil

Trotz einiger eher unangenehmer Einschränkungen denke ich, dass Apples iPhone XR gelungen ist und sicherlich seine Kunden finden wird. Obwohl der Preis nicht der niedrigste ist, erhält man dennoch ein sehr schönes Design-Telefon mit einer Leistung, die mit den neuesten Apple-Flaggschiffen vergleichbar ist, und einer perfekten Kamera. Wenn Sie also mit dem Fehlen von 3D Touch einverstanden sind oder Ihnen das Aluminiumgehäuse anstelle von Stahl und der breitere Rahmen um das Display nichts ausmacht, könnte das iPhone XR das Richtige für Sie sein. Ob sich die für diese Opfer eingesparten 7 Kronen lohnen oder nicht, müssen Sie selbst beantworten.

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