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Wir haben kürzlich die Veröffentlichung eines weiteren Pakets mit Indie-Spielen per Flash angekündigt Humble Bundle. Diesmal sind es Spiele des bekannten tschechischen Studios Amanita Design, genauer gesagt Samorost 2, Machinarium, sondern auch eine völlige Neuheit, ein Abenteuerspiel mit dem Namen Botanicula. Und genau ihr ist es zu verdanken, dass bereits über 85 Menschen das Bundle heruntergeladen haben.

Brünner Studio Amanita Design ist mit seinem neuen Ansatz für Point-and-Click-Abenteuer ins Gaming-Bewusstsein gelangt. Sie verzichten auf verständliche Dialoge und sind vor allem grafisch und klanglich absolut atemberaubend. Das Wort Abenteuer steht hier absichtlich in Anführungszeichen, denn es ist unmöglich, sich Spiele vorzustellen, die auf der verblüffenden Kombination scheinbar unkombinierbarer Gegenstände oder der Lösung scheinbar unlösbarer Rätsel basieren, während die Autoren mit den Zähnen knirschen und fluchen. Abenteuer unter der Leitung von Amanita Design haben ein ganz anderes Ziel: zu unterhalten, immer wieder zu überraschen und vor allem den Spielen die Freude am Spielen und Entdecken zurückzugeben. Und genau darauf steht das neueste Projekt des Brünner Studios. Im Vergleich zu Machinarium, bei dem es noch um das Lösen von Rätseln und recht komplexen Problemen ging, setzt Botanicula auf die Erkundung einer Vielzahl wunderschöner Orte und niedlich seltsamer Charaktere. Sie werden immer noch auf alles klicken, was sich unter Ihrem Cursor befindet, aber nicht mit dem Ziel, ein Ein-Pixel-Objekt zu finden und ein zehnzeiliges Inventar zu füllen, sondern einfach mit der Erwartung, dass Sie wegen der Seltsamkeit umhauen werden.

Auch die Optik hat gewissermaßen Veränderungen im Vergleich zu den Vorgängertiteln erfahren. Im Vergleich zu Machinarium ist „Botanicula“ etwas abstrakter, hat eine deutlich traumhaftere Atmosphäre und ist, obwohl es unmöglich erscheint, auch um einiges kantiger. Schauen Sie sich nur unsere fünf Haupthelden an: Sie bestehen aus Herrn Lucerna, Herrn Makovice, Frau Houba, Herrn Pěříčko und Herrn Větvička. Ihre Reise beginnt, als ihr Zuhause, ein großer Feenbaum, von Riesenspinnen befallen wird und alles grüne Leben aus ihm heraussaugt. Es ist zu beachten, dass die Helden nicht durch ihre Entschlossenheit zu Helden werden, und dass ihnen neben sympathischer Naivität auch eine große Portion Glück bei ihrem Abenteuer hilft.

Auf deiner Reise, die dich durch viele verschiedene Ecken der weit verzweigten Welt führt, triffst du neben den bösen dunklen Spinnen auch auf eine Vielzahl unterschiedlicher Charaktere, von denen einige dir sogar beim Kampf und der Verteidigung deiner Heimat helfen. Aber es wird nicht kostenlos sein – Sie müssen ihnen bei ihren eigenen Problemen helfen, bevor Sie weitermachen. Eines Tages wirst du einer besorgten Mutter helfen, ihren Nachwuchs zu finden, der irgendwo ins Unbekannte geflohen ist (über die Grenzen des Spielbildschirms hinaus verstehen). Beim zweiten Mal suchen Sie nach verlorenen Schlüsseln oder einem Regenwurm, der einem mürrischen Fischer entkommen ist. Aber seien Sie sich bewusst, dass Sie, egal um welche Art von Aktivität es sich handelt, nie das Gefühl haben werden, etwas Unnötiges oder gar Langweiliges zu tun. Und selbst wenn Ihnen dieser oder jener Charakter nicht weiterhilft. Sie können sicher sein, dass sie Sie mit ihrem verrückten Output immer zumindest zum Lachen bringen werden.

Möglicherweise spielen Sie auch immer wieder dieselbe Animation ab oder erkunden einfach den Spielbildschirm, während im Hintergrund eine fesselnde Soundschleife abgespielt wird. Neben perfekter Grafik glänzt Botanicula auch in puncto Sound. Und dabei geht es nicht nur um die musikalische Untermalung (für die übrigens die Musikgruppe DVA gesorgt hat), sondern auch um die „Dialoge“ der Charaktere, die mal aus offenem Geplapper, mal traurigem Gemurmel oder … bestehen hypnotisierendes Aliquot-Gemurmel. Es ist schön zu sehen, dass in puncto Audioqualität in letzter Zeit viele Indie-Spiele besser abschneiden als übergroße Blockbuster-Serien.

Leider muss man feststellen, dass die Begegnung mit der Welt von Botanicula nicht sehr lange dauert. Die Spielzeit beträgt etwa fünf Stunden. Andererseits lässt diese Tatsache erkennen, wie kunstvoll der Titel umgesetzt ist. Den Machern ist es gelungen, alles so auszubalancieren, dass der Spieler nicht lange irgendwo hängenbleibt, einfache Probleme schnell löst und sich trotzdem gut dabei fühlt, sie zu überwinden. Es ist schwer zu sagen, ob das an dem beeindruckenden visuellen Stil liegt, aber in der ganzen Zeit hatte ich kein einziges Mal die Gelegenheit, bei der Einfachheit eines Rätsels innezuhalten oder, im Gegenteil, zu sehr hängen zu bleiben. Und da es immer vor allem um die Qualität geht, kann man die Spielzeit am Ende nicht als Minus nehmen.

Sehr erfreulich überraschend war auch die Tatsache, dass hinter der finalen Animation noch etwas Besonderes auf neugierige Spieler wartet. Beim Durchqueren der Spielwelt ist es möglich, mit Charakteren zu interagieren, die keinen direkten Bezug zur Geschichte haben und scheinbar die zweite Geige spielen. Neben der Tatsache, dass die Charaktere selbst den Spieler nach dem Klicken oft mit einer komischen Zahl belohnen, wird bei den Erfolgen auch die Anzahl der entdeckten „Arten“ gezählt. Und nach dem Abspann rechnet das Spiel alles schön zusammen und schaltet entsprechend der resultierenden Zahl die entsprechende Anzahl an Bonusfilmen frei. Aus einer etwas traditionelleren Sicht bietet dieses Bonusmaterial ein gewisses Maß an Wiederspielbarkeit. Sehr schön ist auch, dass die Entwickler Erfolge nicht auf eine Textzeile reduzieren, die im Profil des Spielers erscheint, um sie mit den Worten „Ich habe sechs Platin-Trophäen“ zufrieden zu stellen. Aber am wichtigsten ist, dass dieser Bonus das Schöne an dem Spiel hervorhebt: Er belohnt uns für unsere Neugier.

Seien Sie also neugierig und erleben Sie die Welt von Botanicula selbst. Wer zuletzt auf dem Baum ist, wird von der Spinne gefressen!

Spiele-Homepage Botanicula.

Autor: Filip Novotny

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