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Nach anderthalb Jahren gab Apple indirekt zu, dass die erste Generation des Betriebssystems für die Watch schlecht war und keinen Sinn ergab. Das kalifornische Unternehmen präsentierte das neueste watchOS 3 mit dem Slogan „Als ob es eine neue Uhr wäre“ und hat damit teilweise recht. Insbesondere im Bereich des Starts von Drittanwendungen ist das neue System spürbar schneller. Insgesamt hat sich auch die Steuerungsmethode geändert und es wurden neue Funktionen hinzugefügt. Das Ergebnis ist ein spürbar besseres Erlebnis, nicht nur hinsichtlich der Steuerung, sondern des gesamten Produkts.

Ich habe WatchOS 3 seit der ersten Entwicklerversion getestet und das neue Dock hat meine Aufmerksamkeit am ersten Tag am meisten auf sich gezogen. Dies ist der erste Beweis für eine umfassende Neugestaltung der gesamten Steuerung, bei der der Seitenknopf unter der Krone nicht mehr zum Aufrufen der Lieblingskontakte, sondern der zuletzt verwendeten Anwendungen dient. Im Dock versucht watchOS 3, Ihnen die Apps anzuzeigen, die Sie zu einem bestimmten Zeitpunkt am wahrscheinlichsten ausführen möchten. Außerdem laufen Apps im Dock im Hintergrund, sodass der Start ein Kinderspiel ist.

Jeder Benutzer kann das Dock individuell anpassen. Wenn Ihnen also eine Anwendung fehlt, können Sie sie auf zwei Arten hinzufügen. Das geht ganz einfach direkt von der Uhr aus: Sobald Sie die App starten, drücken Sie den Knopf unter der Krone und das entsprechende Symbol erscheint im Dock. Sie können Apps auch über die Watch-App für das iPhone hinzufügen. Das Entfernen ist wieder einfach, ziehen Sie einfach das Symbol nach oben.

Das Dock ist ein großer Fortschritt bei der Nutzung der Apple Watch. Noch nie wurden Apps so schnell gestartet, das gilt für das gesamte System. Schon aus dem Hauptmenü heraus starten Sie Mail, Karten, Musik, Kalender oder andere Anwendungen spürbar schneller als bisher. Andererseits vermisse ich den originalen Seitenknopf und die Schnellkontakte. Ich habe sie oft beim Autofahren benutzt, wenn ich schnell eine Nummer wählen musste. Jetzt verwende ich nur noch das Dock und die Registerkarte „Lieblingskontakte“.

Neue Zifferblätter

Das dritte Uhren-Betriebssystem zeigte auch, dass die Uhr ein noch persönlicheres Gerät sein kann, was durch einen Wechsel des Zifferblatts erreicht werden kann. Um das Erscheinungsbild zu ändern, war bisher ein Druck auf das Display und die Verwendung von Force Touch erforderlich, gefolgt von einem langen Wischen, Anpassen und Ändern des Zifferblatts. Jetzt müssen Sie nur noch Ihren Finger von einer Seite zur anderen bewegen und schon ändert sich das Aussehen des Zifferblatts. Sie wählen einfach aus einem vorgefertigten Satz Zifferblätter aus. Das ursprüngliche System funktioniert natürlich weiterhin und Sie können es verwenden, wenn Sie die Farbe, das Zifferblatt oder einzelne Komplikationen, also Verknüpfungen für Anwendungen, ändern möchten.

Sie können Zifferblätter auch mit Ihrem iPhone und der Watch-App verwalten. In watchOS 3 finden Sie fünf neue Zifferblätter. Drei davon sind für Sportler gedacht, eines für Minimalisten und das letzte für „Spielzeug“. Wenn Sie den Fortschritt Ihrer täglichen Aktivitäten überwachen möchten, werden Sie wahrscheinlich die digitale und analoge Übersicht zu schätzen wissen, die auch in Form kleiner Zifferblätter angezeigt werden kann. Sie können dann jederzeit sehen, wie viele Kalorien Sie bereits verbrannt haben, wie lange Sie schon gelaufen sind und ob Sie auf der Uhr das Stehen absolviert haben.

Beim minimalistischen Zifferblatt namens Numerals sieht man nur die aktuelle Stunde und maximal eine Komplikation. Für Walt-Disney-Liebhaber wurden der Maus Mickey und seine Kollegin Minnie hinzugefügt. Beide animierten Charaktere können nun auch sprechen. Aber erwarten Sie kein langes Gespräch. Nachdem Sie auf das Display geklickt haben, sagen Ihnen Mickey oder Minnie einfach die aktuelle Uhrzeit auf Tschechisch. Natürlich können Sie die Funktion auch wieder in der Watch-Anwendung auf dem iPhone ein-/ausschalten. Es ist sehr praktisch, wenn Sie Ihre Freunde oder Menschen auf der Straße beeindrucken möchten.

In watchOS 3 bleiben natürlich auch die älteren, noch verfügbaren Watchfaces bestehen. Einige haben nur geringfügige Änderungen erfahren, wie im Fall des extragroßen Zifferblatts, bei dem Sie zusätzlich zur Uhrzeit eine Hauptanwendung anzeigen können, beispielsweise Atmung oder Herzfrequenz. Außerdem finden Sie eine neue Farbpalette für die Zifferblätter und können weiterhin alle Komplikationen hinzufügen, die die Entwickler ständig verbessern.

Vollständiges Kontrollzentrum

Was bei der „Troika“ im Vergleich zum Vorgänger watchOS jedoch verschwunden ist, sind schnelle Übersichten, sogenannte Glances, die durch Ziehen mit dem Finger vom unteren Rand des Zifferblatts aufgerufen wurden, schnelle Informationen aus verschiedenen Anwendungen boten und nie wirklich gefangen auf. Ihre Funktion wurde in watchOS 3 logischerweise durch das Dock ersetzt und an die Stelle nach Glances trat endlich ein vollwertiges Kontrollzentrum, das bei der Apple Watch bisher merklich fehlte.

Jetzt können Sie schnell herausfinden, wie viel Akku noch in Ihrer Uhr ist, egal ob Sie Töne eingeschaltet haben, den Flugmodus ein-/ausschalten oder Bluetooth-Kopfhörer koppeln. Sie können jetzt alles schnell herausfinden oder ein- und ausschalten, genau wie in iOS.

Die Zeitreisefunktion hat Apple hingegen stillschweigend von den Zifferblättern entfernt, wo man sich durch Drehen der digitalen Krone bequem durch die Zeit bewegen und beispielsweise nachschauen konnte, welche Meetings auf einen warten. Der Grund für die native Deaktivierung dieser Funktion ist unklar, aber offenbar kam Time Travel auch bei den Nutzern nicht besonders gut an. Es kann jedoch über die Watch-Anwendung auf dem iPhone wieder aktiviert werden (Uhr > Zeitreise und einschalten).

Neue native Apps

Zumindest eine kurze Übersicht über Benachrichtigungen blieb in watchOS 3 an der gleichen Stelle. Wie bei iOS ziehst du die Leiste vom oberen Rand der Uhr nach unten und siehst sofort, was du verpasst hast.

Neu ist – im bisherigen watchOS unerklärlicherweise vernachlässigt – die Reminders-Anwendung, die Nutzer nun auch auf ihren Uhren öffnen können. Leider ist es nicht möglich, einzelne Blätter zu bearbeiten, sodass Sie in Watch keine neuen Aufgaben direkt hinzufügen, sondern nur bestehende abhaken können. Viele werden wieder auf Drittanwendungen wie todoist oder Omnifocus zurückgreifen müssen, die Aufgaben komplett auch am Handgelenk erledigen können.

Nach dem Vorbild von iOS 10 finden Sie auch die Home-Anwendung im Hauptmenü der Uhr. Wenn Sie über Geräte verfügen, die das sogenannte Smart Home unterstützen, und diese mit Ihrem iPhone gekoppelt haben, können Sie alle Funktionen direkt von Ihrem Handgelenk aus steuern. Sie können ganz einfach die Temperatur in den Räumen ändern, das Garagentor öffnen oder die Klimaanlage einschalten. Dies ist eine logische Erweiterung der HomeKit-Plattform und die Apple Watch soll eine noch einfachere Steuerung ermöglichen, wenn Sie kein iPhone zur Hand haben.

Eine kleine Neuheit ist auch die ebenfalls aus iOS bekannte Find Friends-Anwendung, die beispielsweise von fürsorglichen Eltern genutzt werden soll. Falls Ihre Kleinen ein Gerät mit angebissenen Äpfeln verwenden, können Sie sie mit dieser App ganz einfach überwachen und steuern. Sie können dem Rest Ihrer Familie oder Ihren Freunden auf ähnliche Weise folgen.

Hallo wieder

Es ist kein Geheimnis, dass Apple in den letzten Jahren den Fokus immer stärker auf die Gesundheit gelegt hat. In jedem neuen plattformübergreifenden Betriebssystem finden sich neue Anwendungen und Funktionen, die genau den menschlichen Körper in den Mittelpunkt stellen. Eine der wichtigsten Neuerungen in watchOS 3 ist Atem-App, der sich in den letzten Monaten zu einem absolut unschätzbar wertvollen Helfer für mich entwickelt hat. Zuvor habe ich Anwendungen von Drittanbietern wie Headspace verwendet, um zu meditieren oder Achtsamkeit zu üben. Momentan komme ich mit der Atmung ganz gut zurecht.

Ich bin froh, dass Apple noch einmal darüber nachgedacht hat und Breathing mit haptischem Feedback kombiniert hat. Dies erleichtert die Meditation erheblich, insbesondere für Menschen, die gerade erst mit ähnlichen Praktiken beginnen. Tatsächlich zeigen klinische Studien, dass Achtsamkeitsmeditation genauso wirksam sein kann wie verschreibungspflichtige Schmerzmittel und den natürlichen Heilungsprozess des Körpers unterstützen kann. Meditation lindert auch Angstzustände, Depressionen, Reizbarkeit, Erschöpfung oder Schlaflosigkeit, die auf chronische Schmerzen, Krankheit oder alltägliche Hektik zurückzuführen sind.

Bei watchOS 3 hat Apple auch an Rollstuhlfahrer gedacht und die Funktionsweise von Fitnessanwendungen für sie optimiert. Anstatt eine Person zum Aufstehen aufzufordern, weist die Uhr nun den Rollstuhlfahrer darauf hin, dass er einen Spaziergang machen soll. Gleichzeitig kann die Uhr mehrere Bewegungsarten erkennen, da es mehrere Rollstühle gibt, die auf unterschiedliche Weise mit den Zeigern gesteuert werden.

Wenn es ums Leben geht

Die benutzerdefinierte Anwendung erhielt auch eine Herzfrequenzmessung. Wir möchten Sie nur daran erinnern, dass die Herzfrequenz bisher Teil von Glances war, was Apple in watchOS 3 komplett gestrichen hat. Erwähnenswert ist auch der SOS-Knopf, der neu im Seitenknopf unter der Krone implementiert wurde. Hält man die Uhr längere Zeit gedrückt, wählt die Uhr per iPhone oder WLAN automatisch die 112. Wenn also beispielsweise Ihr Leben in Gefahr ist, müssen Sie nicht einmal zum Telefon in der Tasche greifen.

Allerdings ist die SOS-Rufnummer nicht änderbar, sodass Sie beispielsweise nicht direkt die Leitungen 155 oder 158 wählen können, die den Rettern oder der Polizei gehören, da die Notrufnummer 112 von der Feuerwehr bedient wird. Sie können keine nahestehende Person als Notfallkontakt festlegen. Kurzum: Apple bietet in allen Ländern nur die Anwahl einer universellen Notrufnummer an, auch weil es beispielsweise in manchen Ländern gar keine solche gibt.

In der Tschechischen Republik kann es effektiver sein, beispielsweise Folgendes zu verwenden: die Rescue-Anwendung, das auch auf Apple-Uhren funktioniert und im Gegensatz zur SOS-Taste auch die GPS-Koordinaten Ihres Aufenthaltsorts an Retter senden kann. Allerdings gibt es auch hier wieder einen kleinen Haken: Sie müssen ein iPhone dabei haben und mobile Daten aktiviert haben. Ohne sie wählen Sie einfach die Leitung 155. Jede Lösung hat also ihre Vor- und Nachteile.

Neuigkeiten für Sportler

Apple hat auch an Sportler gedacht – und das zeigte sich im großen Stil in der neuen Apple Watch Series 2 – und in der Trainings-App in watchOS 3 können Sie bis zu fünf Indikatoren sehen: Distanz, Tempo, aktive Kalorien, verstrichene Zeit und Herzfrequenz, ohne zur nächsten Seite gehen zu müssen. Wenn Sie gerne laufen, werden Sie auch das automatische Anhalten zu schätzen wissen, beispielsweise wenn Sie an einer Ampel angehalten werden. Sobald Sie wieder mit dem Laufen beginnen, startet auch der Zähler auf der Uhr.

Sie können die Aktivität auch mit Freunden oder anderen Personen teilen. Im iPhone gibt es für diese Zwecke eine Aktivitätsanwendung, in deren unterer Leiste Sie die Option zum Teilen finden. Sie können Ihre Freunde einladen und mit Ihrer Apple-ID oder E-Mail gegeneinander antreten. Sie werden über jeden Fortschritt auf Ihrer Uhr benachrichtigt, sodass Sie sehen können, welcher Ihrer Freunde es im Laufe des Tages bereits abgeschlossen hat. Ähnliche Funktionen nutzen die meisten konkurrierenden Apps und Fitnessarmbänder längst, sodass es nur eine Frage der Zeit war, bis auch Apple auf diese Welle aufspringt.

Kleine Neuigkeiten, die erfreuen

In iOS 10 für iPhones und iPads erschienen unter anderem völlig neue und grundlegend verbesserte News, das Sie in begrenztem Umfang auch auf der Apple Watch genießen können. Wenn Ihnen jemand vom iPhone eine Nachricht mit einem Effekt oder einem Sticker schickt, sehen Sie das auch auf dem Uhrendisplay, die volle Nutzung aller Funktionen bleibt aber die Währung von iOS 10. Weder noch auf macOS Sierra Es können nicht alle Effekte verwendet werden.

Im Rahmen der Beta-Versionen hatte ich auch die Möglichkeit, die Möglichkeit, Nachrichten manuell in watchOS 3 zu schreiben, zu testen. Das heißt, Sie schreiben einzelne Buchstaben mit dem Finger auf das Display und die Watch wandelt diese automatisch in Text um. Derzeit ist diese Funktion jedoch nur auf den US-amerikanischen und chinesischen Markt beschränkt. Chinesen können damit ihre komplexen Zeichen eingeben, ansonsten ist das Diktieren verständlicherweise deutlich effizienter.

Im Rahmen seiner neuesten Betriebssysteme hat Apple erneut an der sogenannten Kontinuität gearbeitet, bei der einzelne Geräte für maximale Arbeitseffizienz miteinander verbunden werden. Deshalb ist es jetzt möglich, Ihr MacBook direkt mit Ihrer Uhr zu entsperren. Der Bedarf besteht darin, ein neueres MacBook mit macOS Sierra und eine Uhr mit watchOS 3 zu haben. Wenn Sie sich dann einfach mit der Uhr dem MacBook nähern, wird der Computer automatisch entsperrt, ohne dass Sie ein Passwort eingeben müssen. (Wir arbeiten an einem Tutorial, wie Sie Ihre Apple Watch zum Entsperren Ihres MacBook einrichten.)

Schließlich erfuhr auch die Watch-Anwendung auf dem iPhone Änderungen, wobei eine Galerie mit Zifferblättern ihren eigenen Platz eroberte. Darin können Sie Ihre eigenen Zifferblätter voreinstellen, zwischen denen Sie bequem am Handgelenk wechseln und bei Bedarf wechseln können. Wenn Sie gerne Screenshots auf der Watch machen, werden Sie überrascht sein, dass Sie diese zuerst in der App aktivieren müssen. Starten Sie einfach Watch und im Abschnitt General Sie aktivieren Screenshots. Diese erstellen Sie dann durch gleichzeitiges Drücken der Krone und des Seitenknopfes.

Das dritte Betriebssystem bringt Neuigkeiten nicht nur für Endbenutzer, sondern auch für Entwickler. Endlich haben sie Zugriff auf alle Sensoren und das Betriebssystem. In Zukunft werden wir sicherlich tolle Anwendungen sehen, die beispielsweise die Krone, Haptik oder Herzfrequenzsensoren nutzen. Unter Berücksichtigung der neuen Generation der Apple Watch Series 2 und des neuen, schnelleren Chips, der sich darin verbirgt, werden alle Anwendungen spürbar schneller, anspruchsvoller, inklusive besserer Grafik. Wir haben auf jeden Fall etwas, worauf wir uns freuen können.

Ist das wirklich eine neue Uhr?

WatchOS 3 bringt zweifellos eine kleine Revolution für Uhren. Apple hat endlich die kleinen Nachgeburtsprobleme behoben, neue Funktionen hinzugefügt und vor allem dafür gesorgt, dass alle Apps schneller gestartet und geladen werden. Mir persönlich macht die Nutzung viel mehr Spaß, was sich darin widerspiegelt, dass ich im Laufe des Tages aktiv mehr Anwendungen starte, als ich es gewohnt bin – trotz der genannten Einschränkungen.

Deshalb war die Apple Watch für mich bisher hauptsächlich nur ein Accessoire und eine verlängerte Hand für das iPhone, die ich nicht so oft aus der Tasche nehmen musste. Jetzt ist aus der Uhr endlich ein vollwertiges Gerät geworden, mit dem sich viele Dinge sofort erledigen lassen. Apple hat mit dem neuen Betriebssystem deutlich mehr Saft aus der Watch herausgeholt und ich bin gespannt, was die Zukunft bringt. Das Potenzial ist definitiv vorhanden.

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