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Vor mehr als fünf Monaten Rdio ironischerweise begrüßt Apple steigt in die Welt des Musik-Streamings ein, wo der kalifornische Riese mit erheblicher Verzögerung einsteigt. Heute meldete Rdio jedoch unerwartet Insolvenz an, weil es nicht in der Lage war, sich ausreichend zu etablieren und ein funktionierendes Wirtschaftsmodell zu finden. Mehrere der wichtigsten Vermögenswerte von Rdia werden für 75 Millionen US-Dollar von einem anderen Streaming-Dienst, Pandora, gekauft.

Pandora ist bei heimischen Nutzern keine so bekannte Marke wie beispielsweise Rdio oder sein Konkurrent Spotify, gehört aber in den USA zu den Giganten im Bereich Musik-Streaming. Allerdings funktioniert es nicht als On-Demand-Streaming-Dienst wie Apple Music oder die oben genannten, sondern als Online-Radiosender, der sich dem Geschmack des Hörers anpasst.

Die neue Verbindung mit Rdio macht für beide Seiten Sinn. Dabei handelt es sich jedoch nicht um den Kauf des gesamten Unternehmens, das im Zuge der Übernahme Insolvenz anmelden wird, was vor allem zwei Gründe hat. Pandora wird für 75 Millionen US-Dollar Technologie und geistiges Eigentum erwerben, viele Mitarbeiter sollen ebenfalls wechseln, der On-Demand-Streaming-Dienst in seiner jetzigen Form wird jedoch beispielsweise beerdigt.

Die Lizenzverträge für Plattenfirmen von Rdio sind nicht übertragbar, sodass Pandora ihre eigenen aushandeln müsste. Gleichzeitig belasteten finanzielle Schwierigkeiten Rdio, und für Pandora wäre die Übernahme des gesamten Unternehmens eine Belastung. Deshalb meldet Rdio Insolvenz an.

Pandora wird jedoch eine eigene Plattform aufbauen und ein On-Demand-Streaming-Dienst darf nicht fehlen, dies wird frühestens in einem Jahr geschehen. Pandora-Chef Brian McAndrews gab bekannt, dass der Plan seines Unternehmens darin bestehe, Radio, On-Demand- und Live-Musik unter einem Dach anzubieten, wozu nun Rdio beitragen werde. Pandoras bestehendes Geschäft – personalisierte Radios – soll der erste Schritt sein.

Rdio entschied sich für Pandora, weil es angeblich das beste Produkt auf dem Streaming-Markt anbot, und die Verhandlungen liefen schon seit mehreren Monaten. Offenbar zwangen die jüngsten schlechten Finanzergebnisse auch Pandora zu einer bedeutenden Akquisition, wobei Unternehmensvertreter einräumten, dass auch die Einführung von Apple Music für die schlechteren Gewinne verantwortlich sein könnte.

Rdio, bisher ein direkter Konkurrent von Apple Music, wird seine Dienste in mehr als 100 Märkten, in denen es tätig ist, vollständig einstellen. Während es für seinen Service normalerweise viel Lob erhielt, gelang es ihm nicht, in einem wettbewerbsintensiven Markt genügend Nutzer anzulocken, um wirtschaftlich rentabel zu sein. Dennoch möchte Pandora die eingeworbenen Mittel unter anderem für eine breitere Expansion verwenden, da es bisher neben den USA nur in Australien und Neuseeland verfügbar war.

Derzeit werden Apple Music, Spotify und Co. im Bereich des On-Demand-Streamings keine direkte Konkurrenz mehr haben, da Pandora noch nicht die Möglichkeit bietet, ganze Alben oder bestimmte Songs anzuhören oder Playlists zusammenzustellen. Es werden nur personalisierte Sender erstellt, innerhalb derer der Benutzer nur begrenzt Titel überspringen kann. In diesem Format musste Pandora dank interaktiver Radiolizenzen keine Verträge mit einzelnen Musikverlagen abschließen.

Allerdings ist damit zu rechnen, dass man in diese Verhandlungen eintreten muss (so hat man sich beispielsweise bereits mit der Musiksparte von Sony geeinigt), um im nächsten Jahr eine eigene Streaming-Plattform vorstellen zu können, die man dem Nutzer anbieten wird ein komplettes Erlebnis. Abhängig vom Verlauf der Verhandlungen möchte Pandora Ende 2016 neue Produkte auf den Markt bringen.

Im Zuge der Übernahme erhält Pandora auch die Marke Rdio, eine Nutzung dieser soll aber vorerst nicht geplant sein und daher vom Markt verschwinden.

Source: Vielfalt, Macworld
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