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Die technologische Welt steht derzeit vor einem riesigen Problem in Form einer Chipknappheit. Darüber hinaus ist dieses Problem so umfangreich, dass es auch die Automobilindustrie betrifft, weshalb die Automobilunternehmen nicht in der Lage sind, genügend Autos zu produzieren. So stehen beispielsweise auch beim heimischen Škoda mehrere tausend Autos auf Parkplätzen, die noch auf ihre Fertigstellung warten – ihnen fehlen die Grundchips. Nach der Einführung des neuesten iPhone 13 stellt sich jedoch eine interessante Frage. Wie ist es möglich, dass neue Apple-Handys normalerweise weitestgehend verkauft werden, während man auf ein neues Auto ein Jahr warten muss?

Das neue iPhone 13 (Pro) wird vom leistungsstarken Apple A15 Bionic Chip angetrieben:

Die Pandemie und die Betonung der Elektronik

Wenn Sie einer unserer regelmäßigen Leser sind, haben Sie es sicherlich nicht verpasst Artikel zur Rechtfertigung der aktuellen Chipkrise. Die größten Probleme begannen mit dem Ausbruch der Covid-19-Pandemie, allerdings gab es schon lange vorher bestimmte Komplikationen in der Chip- (oder Halbleiter-)Produktionsbranche. Schon vor Ausbruch der Pandemie wurde in den Medien auf einen möglichen Mangel hingewiesen.

Doch welchen Einfluss hat Covid-19 auf den Chipmangel? Mit der Vision, das Infektionsrisiko zu reduzieren, sind Unternehmen auf das sogenannte Homeoffice und Studierende auf Distanzunterricht umgestiegen. Ein großer Teil der Arbeiter und Studenten operierte daher direkt von zu Hause aus, wofür sie verständlicherweise eine hochwertige Ausrüstung benötigten. Daher ist es nicht verwunderlich, dass die Nachfrage nach Computern, Tablets, Webcams und anderer Unterhaltungselektronik in diesem Zeitraum zunahm.

Probleme in der Automobilindustrie

Zu Beginn der Pandemie mussten alle bei den Finanzen vorsichtiger sein. Einige Unternehmen entließen ihre Mitarbeiter und es war nicht so klar, ob die betreffende Person am Ende arbeitslos sein würde. Gerade deshalb wurde ein Nachfragerückgang auf dem Automarkt erwartet, worauf die Chiphersteller reagierten und begannen, ihre Produktion auf die deutlich stärker nachgefragte Unterhaltungselektronik auszurichten. Genau das könnte die Frage beantworten, warum es das neueste Apple Phone mittlerweile sogar in vier Versionen gibt, während man auf einige Automodelle noch warten muss.

tsmc

Erschwerend kommt hinzu, dass es noch ein weiteres, viel größeres Problem gibt. Während die Pandemie der Auslöser für diese ganze Situation zu sein schien, ist sie angesichts der erwarteten geringeren Nachfrage noch lange nicht vorbei. Den Automobilherstellern gehen die gängigen Chips aus, ohne die sie ihre Autos nicht fertigstellen können. Dabei handelt es sich um Halbleiter zu einem Bruchteil des Preises des gesamten Autos. Ohne sie kann das jeweilige Modell jedoch logischerweise nicht als vollständig verkauft werden. Meistens handelt es sich dabei um wirklich primitive Chips, die die Funktion von Bremsen, Airbags oder einfach das Öffnen/Schließen von Fenstern steuern.

Intel rettet den Automobilmarkt! Oder auch nicht?

Pat Gelsinger, CEO von Intel, trat als selbsternannter Retter hervor. Bei seinem Besuch in Deutschland sagte er, er werde den Volkswagen-Konzern mit so vielen Chips beliefern, wie er wolle. Das Problem ist jedoch, dass er Chips meinte, die auf dem 16-nm-Herstellungsprozess basieren. Auch wenn dieser Wert für Apple-Fans veraltet erscheinen mag, da das oben erwähnte iPhone 13 von einem A15 Bionic-Chip mit einem 5-nm-Herstellungsprozess angetrieben wird, ist das Gegenteil der Fall. Schon heute setzen Autokonzerne auf noch ältere Chips mit einem Produktionsprozess zwischen 45 nm und 90 nm, was ein echter Stolperstein ist.

Pat Gelsinger Intel fb
Intel-CEO: Pat Gelsinger

Auch dieser Umstand hat eine einfache Begründung. Elektronische Systeme in Autos sind oft kritisch und müssen daher unter den unterschiedlichsten Bedingungen funktionieren. Genau aus diesem Grund setzen Hersteller immer noch auf ältere, aber jahrelang bewährte Technik, mit der ein sicherer Betrieb unabhängig von der aktuellen Temperatur, Luftfeuchtigkeit, Vibrationen oder Unebenheiten auf der Straße kein Problem darstellt. Allerdings sind Chiphersteller nicht in der Lage, ähnliche Chips in Massenproduktion herzustellen, da sie längst an einen ganz anderen Ort abgewandert sind und nicht einmal über die Produktionskapazitäten für etwas Ähnliches verfügen. Für die Automobilindustrie wäre es daher das Beste, wenn diese Technologieriesen in die genannten Kapazitäten investieren und auch deutlich ältere Chips produzieren würden.

Warum nicht Fabriken auf älteren Chips bauen?

Für die Halbleiterhersteller selbst macht das leider keinen Sinn, für sie wäre das eine fette Investition, von der sie sich nach einiger Zeit wieder zurückziehen würden, da auch die Automobilindustrie, wenn auch langsam, vorankommt. Darüber hinaus erwähnte ein Vorstandsmitglied des Volkswagen-Konzerns, dass sie wegen der 50-Cent-Chips (11 CZK) keine Autos im Wert von 50 Dollar (1,1 Millionen CZK) verkaufen könnten. Führende Unternehmen, die die Halbleiterproduktion schützen, wie TSMC, Intel und Qualcomm, haben in den letzten Jahren Milliarden von Dollar in die Verbesserung ihrer Technologien investiert und sind rasant vorangekommen. Genau aus diesem Grund verfügen wir heute über leistungsstarke Smartphones und Computer. Diese Verschiebung wirkt sich jedoch negativ auf die Automobilindustrie aus, die statt der „wertlosen“ Chips, die sie für ihre Produkte benötigt, nur auf modernere Chips zurückgreifen kann.

Mit etwas Übertreibung könnte man also sagen, dass Autohersteller einen Chip für das iPhone 2G benötigen, aber nur das bekommen können, was das iPhone 13 Pro antreibt. Entweder müssen beide Segmente eine gemeinsame Sprache finden, oder die Autokonzerne werden anfangen, die Chipproduktion selbst zu schützen. Wie sich die Situation weiter entwickeln wird, ist verständlicherweise unklar. Sicher ist nur, dass die Rückkehr zur Normalität mehrere Jahre dauern wird.

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